Unterwegs im Land, Teil 2: Rotorua (1 von 2)

Gute Güte, dieser Ausflug ist auch schon wieder zwei (oder drei?) Monate her – aber er war fantastisch, daher möchte ich euch ein paar Details diesbezüglich nicht vorenthalten.

Die Rede ist von Rotorua, einer recht berühmten Kleinstadt im Inland der Nordinsel, welche sich nach ca. dreistündiger Fahrt in südöstlicher Richtung von Auckland erreichen lässt. Die gesamte Umgebung, in der sich die Stadt befindet, unterliegt starker geothermaler Aktivität, und genau das macht die Stadt für Besucher so interessant. Ich habe nicht schlecht geguckt, als wir in die Hauptstraße eingefahren sind und am linken Straßenrand am Bordstein ein Stück fehlte, aus dem es dampfte, als wäre Luzifer persönlich am Werk. Überhaupt ist das Ganze sehr unterhaltsam, da einfach ganze Straßen von riesigen Schwefeldampfschwaden verdeckt werden – der Stadtpark dürfte auch einer der ungewöhnlichsten überhaupt sein, befinden sich doch zwischen nettem, gestutztem Rasen und neuseeländischer Flora unzählige Absperrungen, welche heiße Tümpel beherbergen (sogar manche Pfützen auf den Kieswegen kochen fast). Hat man eine arg empfindliche Nase, ist Rotorua vielleicht nicht das beste Reiseziel: In der gesamten Stadt stinkt es nach faulen Eiern, die meisten Reisenden, mich eingeschlossen, störte das jedoch nicht allzu sehr – man gewöhnt sich recht schnell daran. Ob man dort leben wollen würde, ist aber natürlich eine andere Frage…

Rotorua besitzt den größten Maori-Bevölkerungsanteil aller Städte des gesamten Landes, was bedeutet, dass man Neuseelands Ureinwohner mit etwas Glück hier besser kennenlernen kann als irgendwo sonst. Es gibt zahlreiche Geschäfte, in denen einheimischer Jadeschmuck und Schnitzereien erworbenen werden können, außerdem sind viele der Attraktionen in und um der Kleinstadt von Maori ins Leben gerufen worden. Die charakteristischen Gesichtstattoos können hier am ehesten gesichtet werden – denn obwohl diese seit einigen Jahren wieder gesellschaftlich anerkannt sind und sich (angeblich) ein Trend in diese Richtung entwickelt, habe ich doch in Auckland erst eine Person mit einem derartigen Tattoo gesehen. Wir persönlich haben leider in diese Richtung keine Bekanntschaften gemacht, denn ich habe den Eindruck, dass die meisten Maori lieber unter sich bleiben oder sich allenfalls mit einheimischen Kiwis anfreunden.

Drei Tage war uns der Aufenthalt vergönnt; angekommen sind wir an einem Freitag im Regen, der unsere Stimmung zunächst trübte. Untergekommen sind wir im Funky Green Voyager, einem kleinen, putzigen Hostel, welches ca. 15 Minuten vom „CBD“ entfernt ist. Was man sich unter dem „Central Business District“ vorstellen kann: Zwei Straßen und deren Nebenstraßen sowie 1 (!) Haltestelle mit hochmodernen Kleinstadtbussen. Ja, es ist natürlich gemein, Großstadtmaßstäbe anzusetzen, aber bei der Wortwahl bleibt einem fast nichts übrig! 😀 Unser Zimmer war einwandfrei und die Lokalität auch sonst sehr angenehm, betrieben wird es übrigens von einer Dame aus Paderborn (man kann unserem Volk hier einfach nicht entfliehen…). Im Vorfeld hatten wir etwas über die „Rainbow Springs“, eine Art Zoo für einheimische Vögel, der kräftigst beworben wird, gelesen, und trotz des Wetters und mangels anderer Aktivitäten an jenem Nachmittag beschlossen wir, zunächst diesem einen Besuch abzustatten. Trotz eines Gutscheins zahlten wir stattliche 36 $ Eintritt, und das völlig zu Unrecht, wie sich später herausstellte: Dieser Zoo war mit Ausnahme von ein paar wenigen interessanten Vögeln vollkommen unspektakulär, da manche Käfige auch schlicht und einfach leer waren. Ich weiß nicht genau warum, vielleicht waren wir auch einfach blind oder so…jedenfalls, der einzige Grund, die Rainbow Springs (der Ort wurde soweit ich weiß nach dem gleichnamigen Wasserfall benannt) zu besuchen, ist, um echte Kiwis zu sehen. Intelligent wie wir sind, haben wir uns natürlich vorher nicht belesen und wussten daher auch nicht, dass Kiwis ausschließlich nachtaktiv sind und der Käfig tagsüber leer bleibt. Zwar gibt es ein Kiwihaus, in dem man 2 bis 3 Tiere hinter Glasscheiben bewundern kann, aber es ist dort drin so finster, dass man sich das Ganze auch sparen kann, zumal die Viecher ihre Zeit lieber weit weg vom Glas in ihren Hüttchen verbringen.

Etwas verärgert haben wir den Rainbow Springs recht schnell den Rücken zugekehrt und freuten uns dafür umso mehr auf den Abend: In Rotorua werden maoriinteressierten Touristen mehrere Maori-Dörfer und Siedlungen kombiniert mit Veranstaltungen angeboten, die sich – zu Recht – großer Beliebtheit erfreuen. Das von uns auserwählte Spektakel, welches sich Tamaki Maori Village schimpft, schlägt normalerweise mit 110 $ pro Person zu Buche…jedoch nicht für uns, da Sandro schlauerweise täglich GrabOne, eine Art neuseeländischen Pendant zum deutschen Groupon, auf mögliche Schnäppchen überprüft hat und doch tatsächlich eben jene Abendveranstaltung für den halben Preis pro Person ergattert hat! Und das hat sich mehr als ausgezahlt: Nachdem wir von einem äußerst humorvollen Maori-Busfahrer am frühen Abend abgeholt wurden, erreichten wir nach ungefähr einer halben Stunde das Maori-Dorf an einem abgelegenen Wald. Man muss sich nichts vormachen, auch hierbei handelt es sich um eine Massenveranstaltung, bei der Scharen von Touristen aus aller Herren Länder, insbesondere Asien, nicht fehlen dürfen – aber das spielt keine große Rolle. Nach einer Begrüßungszeremonie im Eingangsinnenhof des Dorfes galt es an diesem ziemlich kalten Abend, von Feuer zu Feuer zu ziehen und sich von den Maori grundsätzliches Wissen über das traditionelle Schnitzen, Lagern von Nahrung, körperliche Ertüchtigung und dergleichen vermitteln zu lassen. Dabei werden die Zuschauer auch mit einbezogen, und ich durfte „freiwillig“ (:D) am Haka, dem berühmten Maori-Kriegstanz, teilnehmen. Wer sich das ganze einmal anschauen möchte, der suche auf Youtube oder einem anderen Videoportal seiner Wahl nach „All Blacks“ und „Haka“ – Neuseelands Rugby-Nationalmannschaft führt diesen nämlich vor Beginn jeden Spiels auf. Alles, was uns erzählt wurde, war interessant, jedoch hatte ich ein wenig das Gefühl, dass man die Leute in aller Hast durchscheucht – was auf Grund der Masse und dem anschließenden Programm jedoch zum Teil verständlich ist. In einem nachgebauten Maori-Versammlungshaus wurden einige weitere Tänze aufgeführt und ein Video gezeigt, das ein wenig über die Maori-Geschichte informiert. Anschließend folgte der beste Teil des Abends: Das Hangi – das traditionelle Abendmahl der Maori! Rotorua ist mit Sicherheit der beste Ort, um dieses zu kosten: Nach altem Brauch werden Fleisch und Kartoffeln nämlich mit der Erdwärme dieses Gebiets gekocht, und das schmeckt man auch! Es wurde ein riesiges Buffet für uns aufgebaut, und ich muss sagen, dieses Mahl war das Beste, das ich hier bisher hatte. Alles hat kräftig und gut geschmeckt, ganz besonders etwas, das mich an Risotto oder Couscous erinnert, wofür ich aber keinen Namen habe. Hier ein Bild von Sandros Teller – als Nachtisch gab es unglaublich guten Schokokuchen mit Vanillesoße, der sehr luftig geschmeckt hat, was ich so aus Deutschland überhaupt nicht kenne. Nachdem wir uns den Bauch vollgeschlagen hatten, war der Abend auch schon wieder vorbei – satt und glücklich!

Weiter geht’s (hoffentlich) bald, die meisten Abende fehlt mir halt doch die Zeit oder Lust.

One thought on “Unterwegs im Land, Teil 2: Rotorua (1 von 2)

  1. Fit im Wedding

    Hallo Henning!!!
    Scheint so als wäre ich viel zu lange nicht mehr hier gewesen, denn den neusten Artikel habe ich erst heute gelesen. Sei es wie es sei, klingt auf jeden Fall wieder mal sehr nett, was du da so erlebst. Wenn du mit mir Kontakt aufnehmen möchtest musst du ab jetzt eine neu mail – addresse benutzen.
    Die Addresse ist wie die alte nur @poste.de

    PS.: Leibesertüchtigungen? Hat der claraförmige Junge auf dem Bild das überhaupt geschafft?

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