Als Insel im Pazifik bietet sich Neuseeland einwandfrei für wiederkehrende Freizeitaktivitäten an, die für die meisten Mitteleuropäer eher einmalige Erlebnisse beim Urlaub in einem weit entfernten Land sind – so z. B. das Surfen. Ich wollte mich natürlich nicht lumpen lassen und so wurde Raglan, ein kleines Örtchen an der Westküste der Nordinsel, mein nächstes Ziel: Denn wo sollte man ein besseren Einblick in diesen Sport bekommen als in Neuseelands berühmtesten Surferort?
Auch hier suchte ich mir einen Reisegefährten, den ich in Form von Jari aus Krefeld gefunden habe, danke für die Begleitung! Die Fahrt von Auckland dauert nur lächerliche 2 Stunden, was mir im Vergleich zu meinen letzen Ausflügen wie ein Katzensprung vorkam. Mit großer Neugier hatte ich die Hostelbetten in der „Karioi Lodge“, einige Kilometer außerhalb von Raglan, gebucht – und es hat sich verdammt noch mal gelohnt! Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass diese Unterkunft die geilste bisher war (zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Beitrags)! Der Gebäudekomplex, der komplett aus Holz besteht und in Grün- und Brauntönen daherkommt, befindet sich mitten im „Dschungel“ – das kleine Büro markiert den Eingang, bevor es über Treppenstufen zu den hinter Bäumen versteckten Unterkünften geht. Die langgezogene, mehrstufige Terrasse erlaubt einem, morgens nach dem Aufwachen unbeschwert die Sonne zu genießen, Sachen aufzuhängen oder Frühstück an der frischen Luft zu haben. Auch der Gemeinschaftsraum kann sich sehen lassen, und die Küche (die aus irgendeinem Grund nicht fotografiert habe, schade!) sowieso. Einziges Manko für Kommunikationssüchtige: Es gibt keinen Handyempfang! Da muss man im Notfall zu altbewährten Mitteln greifen, die leider noch kein Fratzenbuch und UMTS (3G) unterstützen. Zwar hat der gesamte Ausflug diesmal sogar 4 Tage gedauert, aber es gibt deutlich weniger Fotos als sonst, daher nur kurz etwas zu den Aktivitäten: Wir nahmen an den ersten beiden Tagen Surfunterricht (jeweils 3 Stunden), und da das Ganze körperlich deutlich anstrengender war, als ich vermutet habe, waren wir am Nachmittag stets so platt, dass die Kraft nur noch für’s Abendessen zubereiten gereicht hat – hier im übrigen ein Bild vom Strand, die höchsten Wellen waren um die 3 m hoch, genug, um mir als blutigem Anfänger Respekt einzuflößen. Am Vormittag des zweiten Tages sind wir am Vormittag noch zu einem nahegelegenen Wasserfall gefahren, zusammen mit einem Dänen, einem Franzosen und einer Amerikanerin, die wir am ersten Abend kennengelernt haben (verhältnismäßig wenig Deutsche dort, sehr angenehm). Eben jener Wasserfall gehört zu den schöneren, die ich hier bisher gesehen habe: Von oben, von der Seite und von vorne. Am Abend haben wir dann den schönen amerikanischen Gasgrill des Hostels benutzt, um uns luxuriös-verschwenderisch Steaks, Käsewürste und andere Fleischleckerein hereinzupfeifen. Zwar kommt nicht das gleiche Gefühl wie bei den heimischen Kohlegrills auf, aber dafür geht das ganze deutlich schneller, was bei großem Hunger natürlich ein Segen ist. Zu guter Letzt konnte man auf dem Weg zum 5 Minuten entfernten Parkplatz nachts Glühwürmchen im Busch sehen – nicht völlig außergewöhnlich, aber immer wieder schick anzusehen.
Um uns nicht immer nur im Wasser zu bewegen, beschlossen wir, den quasi hosteleigenen Wanderweg am Morgen des dritten Tages zu beschreiten, welcher jedoch recht kurz und unspektakulär ausfiel. Das nächste Ziel hieß Kawhia: Ein kleines, abgelegenes Dörfchen südlich von Raglan, welches eigentlich nur von Rentnern bewohnt wird und welches man als Inbegriff von Ruhe bezeichnen kann. Grund war die nahegelegene Ocean Beach, ein riesiger, sehr schöner Strand, welcher irgendwo die „geheimen“ Te Puia Hot Springs vor uns verborgen hat…wir waren leider nicht in der Lage, dieses durch Thermalquellen erhitzte Wasser, mit dem man sich sein eigenes Sandbecken mit heißem Wasser erschaffen kann, zu finden (man hätte vielleicht die Einheimischen vorher konsultieren sollen). Auch hatten wir keine Schaufel dabei, um effektiv graben zu können, nachgeholt habe ich das Ganze jedoch einige Monate später auf Coromandel, dazu mehr in einem späteren Beitrag. Wir genossen somit ein wenig die Sonne und das Meer, und dann war es bereits in der Zeit, sich nach Waitomo aufzumachen. Waitomo ist winziges Dorf nicht weit entfernt von der Küste, ca. 1 Stunde von Raglan entfernt und völlig unbedeutend – eigentlich, wäre da nicht ein riesiges Höhlensystem unter der Erde, gefüllt mit Kilometern an Schächten, Hallen, Gängen, Flüssen und vor allen Dingen Glühwürmchen! Drei Höhlen wurden touristisch erschlossen, und man kann diese in allen nur erdenklichen Formen besichtigen: Kleine Führungen, große Führungen, freies Herumlaufen mit Licht und ohne Licht, abseilen, … Die berühmteste aller Arten ist aber das Blackwater Rafting, welches wir uns nicht entgehen lassen wollten! Dabei begibt man sich in die nichtbeleuchteten Teile der Höhlen, um auf großen Schwimmreifen über die unterirdischen Flüsse zu treiben, sich dabei Glühwürmchen anzuschauen und sich auch selbst seinen Weg durch das Wasser zu bahnen durch Laufen, Schwimmen und Klettern. Ich habe die größte angebotene Tour gemacht: Zunächst stand Abseilen auf dem Programm, dann ein wenig durch die Höhle laufen und anschließend eine Seilrutsche benutzen (saugeil!), dann weiter über den Fluss. Höhepunkt war das Erklimmen eines Wasserfalls – natürlich freihändig. Alles in allem ist ein außergewöhnliches Erlebnis, sich seinen Weg durch diese Höhlen zu bahnen, vorausgesetzt, man hat nichts gegen Wasser und Dunkelheit! Ich hatte in weiser Voraussicht, eben weil die Höhlen so berühmt sind, ein Hostel ausgewählt, welches sich wenige Kilometer außerhalb des Hauptorts befindet. Nachdem wir bei einem äußerst merkwürdig-witzigen Kerl eingecheckt hatten, stellten wir fest, dass das Hostel an sich ein recht schöner Holzbau mit einem fast schon riesigen (hier leider nicht so gut zu sehen) Gemeinschaftsraum ist. Das Beste: Es war direkt gegen über von der Blackwater Rafting Company! Also, falls jemand das liest, der das auch mal machen will: Klärt euch ein Bett im Juno Hall Backpackers.
Da dieses Abenteuer den halben Tag in Anspruch nahm und wir auch wieder zurück nach Auckland mussten, bin ich hier wieder am Ende angelangt. Als Nächstes folgt das East Cape/die Nordostküste der Nordinsel, welches der letzte Ausflug von Auckland aus war, bevor mein eigentliches Reisen hier begann!