Ja, das liebe Geld. Nach wie vor dreht sich alles darum, heute noch viel mehr als in Vergangenheit. Heutzutage sind viele Zahlungsmethoden untrennbar mit dem Preisgeben der Identität verbunden – im Internet so gut wie immer, aber auch im alltäglichen Leben, sobald man sich vom Bargeld entfernt.
Auch wenn Finanzwesen und -wirtschaft nicht zu meinen Interessen zählen, finde ich persönlich so etwas immer recht spannend: Womit zahlt die Bevölkerung eines Landes ihre Güter und Dienstleistungen, und welche Möglichkeiten gibt es überhaupt? Während wir Deutschen unser Bargeld lieben, wird in bspw. Kenia überwiegend mit dem Handy bezahlt: Karten und Bares werden gar nicht bzw. selten verwendet.
Und in good old New Zealand? Verträgt es sich mit dem Schützen der eigenen Daten?
Die Kiwis lieben, nicht überraschend als Teil der englischsprachigen Welt, ihr Plastikgeld. Laut diesem Artikel waren 2013 Kartenzahlungen das Mittel der Wahl für mehr als 60 % aller Transaktionen, und damit liegt Neuseeland interessanterweise noch vor Großbritannien und Australien. Das liegt wahrscheinlich auch an dem Fehlen einer Händlergebühr für die Kartenannahme, und ich würde vermuten, dass dieser Wert in den letzten drei Jahren noch gestiegen ist. Beobachten kann ich das in meinem Alltag immer wieder, wenn mir z. B. an der Tankstelle das EFTPOS-Gerät hingeschoben wird und es dann einen Augenblick der Verwirrung gibt, sobald ich Scheine aus der Geldbörse hole. Meiner Beobachtung nach nutzen die meisten Einheimischen Kreditkarten, aber auch häufig Visa-/Mastercard-Debitkarten (welche quasi deutschen EC-Karten, jedoch mit dem Akzeptanzlevel und den Merkmalen einer „normalen“ Kreditkarte, gleichkommen).
An der Stelle kann ich aber Entwarnung geben: Entgegen den Ansichten einiger deutscher Reiseblogger, dass Bargeld-Nutzer angeblich wie Außerirdische angesehen werden und „niemand“ Bargeld nutzen würde, gibt es eine erstaunlich große Anzahl von Institutionen, die Scheine und Münzen annehmen – so z. B. das Rotorua City Council oder mein Internet-Dienstleister. Abendkassen an Veranstaltungen haben nach wie vor selten EFTPOS-Geräte, das Gleiche gilt für die Mehrzahl der Stände auf den in Neuseeland beliebten Abend- oder Wochenendmärkten in Kleinstädten. Als Datenschützer besonders lobenswert: Bargeld-Überweisungen. Scheine in die Tüte, Kontonummer, Namen, Wert und Verwendungszweck rauf, in die Box stecken, fertig! Und das alles trotz Kartenfetischismus – Applaus für Neuseeland! Es muss ja nicht jeder Geldempfänger wissen, bei welcher Bank man ist.
Wie in vielen anderen Ländern ist der höchste Notenwert 100, was dafür sorgt, dass bei bspw. einem privater Auto(ver)kauf deutlich mehr Papier involviert ist, als das in Europa der Fall wäre – gehen tut es aber problemlos, es gibt keine Obergrenze für Bargeldzahlungen (ich habe zumindest nichts in den Geld-bezogenen Gesetzen dazu gefunden).
Sicher sagen sich jetzt einige: Aber das ist doch voll umständlich! Absolute Zustimmung an dieser Stelle, man kann natürlich auch sämtliche Geldgeschäfte elektronisch von seinem Zuhause aus oder unterwegs abwickeln, Neuseeland ist in dieser Hinsicht mit Europa, Ostasien und Nordamerika auf einem Level. Auch wenn ich vermute, dass die von mir im vorherigen Abschnitt genannten Beispiele überwiegend für die älteren Semester bestehen bleiben, finde ich es gut, dass es noch so viel Selbstbestimmung in einem Land gibt, welches gerne mal den USA nacheifert. Ob man diese Möglichkeiten nutzt, sei natürlich jedem selbst überlassen; Datenschutz und das Hantieren mit Bargeld sind immer Mehraufwand.
Etwas unschöner sieht es an der Internetfront aus: Neuseeländische Online-Geschäfte kennen meist nur die Kreditkarte, oder, wenn man Glück hat, auch die „Account-2-Account“-Zahlung, welche mit der deutschen „Sofortüberweisung“ zu vergleichen ist. Nicht nur aus datenschutztechnischer, aber auch aus Kostenpunktsicht ist das bitter, da viele Firmen Kreditkartengebühren an den Kunden weiterreichen. PayPal ist trotz wirtschaftlicher Nähe zu den USA ebenfalls nahezu nie verfügbar; es gibt auch den aus Deutschland bekannten Bankeinzug, der allerdings nur von Versicherungen, Stromdienstleistern und dergleichen angeboten wird und dessen Einrichtung (!) Geld kostet, das vom Kunden zu bezahlen ist. Methoden wie auf Rechnung zahlen oder gar per Nachname existieren meines Wissens nach nicht. Wer also nicht mit seiner Kreditkarte hausieren will, sollte lieber offline kaufen – ich habe den Eindruck, dass es in explizit neuseeländischen Online-Geschäften ohnehin nur wenige Produkte gibt, die man nicht irgendwo in einem Laden erwerben kann. Die Kiwis selbst bestellen gerne von eBay oder Amazon aus den Staaten, da die Waren häufig deutlich günstiger sind, trotz des Versands über den Pazifik.
Fazit: Trotz der Plastikgeldliebe werden Barzahler in Neuseeland wenige Schwierigkeiten haben – als Reisender braucht man eine Kreditkarte höchstens für Buchungen von Unterkunft und Mietwagen, als Einwanderer unter Umständen für ein paar mehr Angelegenheiten.
Wer keine personalisierte Kreditkarte beantragen und/oder nervige jährliche Gebühren bezahlen will, kann sich auch die einzige anonyme Prepaid-Kreditkarte Neuseelands, die PrezzyCard, holen und damit Einzelfälle bezahlen. Aber Achtung: Die Karte kostet 6 Dollar, kann nicht wieder aufgeladen und nicht für einige bestimmte Transaktionen genutzt werden, also gut überlegen, ob sich die Anschaffung lohnt.
Abgesehen vom Online-Einkauf kann man im Alltag fast genauso anonym bleiben wie in Deutschland, was ich auch der Lockerheit dieses illustren Völkchens zuschreibe: Denn Kompromissbereitschaft findet sich häufig, und das spiegelt sich auch in den Fakten zum Bezahlen nieder. Ich hoffe, dass das so bleibt. Haere rā!