Zugegeben, das klingt zunächst banal – das Folgende könnte jedoch für den ein oder anderen Anhänger der Gaumenfreuden von Interesse sein. Zunächst: Ja, man kann in Neuseeland gut und günstig (leider oft nicht gleichzeitig) essen gehen, warum auch nicht. Sich ein paar Details im Vergleich mit Europa bzw. Deutschland anzuschauen, hilft jedoch möglicherweise, Frustration, Verwunderung und falsche Erwartungen auf ein Minimum zu reduzieren.
Beginnen wir mit ein paar allgemeinen Dingen:
- Wasser ist, wie übrigens auch in vielen anderen Ländern, kostenlos
- Die Rechnung wird nie zum Tisch gebracht – man muss selbst zur/zum Kasse/Tresen gehen
- Verglichen mit Deutschland sind die aufgetischten Portionen meist nur halb so groß
- In den meisten Gaststätten, aber auf jeden Fall in allen gehobenen, muss man warten, bis das Personal einem einen Tisch zugewiesen hat; Wünsche können geäußert werden
- Trinkgeld wird nicht gegeben
Soweit nichts völlig außergewöhnliches, kommen wir also zu den Speisen!
Ein Jeder, egal ob 08/15-Tourist oder Rucksackreisender, fragt entweder kurz nach Ankunft oder weiß es bereits vorher: Was ist Neuseelands Nationalgericht? Die ernüchternde Antwort ist natürlich Fish ‘n’ Chips. Falls das jemandem nichts sagen sollte, es handelt sich schlicht um große, eher weiche Pommes und frittiertem Fisch. Leider spiegelt die Speise, obwohl ursprünglich aus Großbritannien kommend, im großen und ganzen die relativ – insbesondere bei augenscheinlich einkommensschwächeren Haushalten sowie Jugendlichen zu beobachtende – dominante Schnellkost-Kultur wider. Dementsprechend findet man außerhalb der wenigen „richtigen“ Städte vorrangig, aber nicht ausschließlich, Fish ‘n’ Chips-Buden sowie „Burger Joints“ und natürlich asiatische Imbisse bzw. Gaststätten. Die Qualität von besagtem Fisch und auch anderen übermäßig paniert-frittiertem Fraß, der meist angeboten wird, haut mich als Europäer nicht vom Hocker; die besten Fish ‘n’ Chips meines Lebens habe ich am Bahnhof Berlin-Alexanderplatz gegessen. Nicht gerade der Ort, den man erwartet, hm?
Zum Stichwort Burger: Die gibt es mittlerweile nahezu überall in der Welt, sind aber in Neuseeland auch mit der Zeit zu einer Quasi-Nationalspeise erhoben worden. Ich kenne die genauen Hintergründe nicht, vermute aber, dass die Stationierung der US-Armee im 2. Weltkrieg eine Rolle dabei gespielt haben wird. Als vermeintliches Alleinstellungsmerkmal reden Kiwi-Burgerschmieden so ziemlich immer von „Gourmet Burgern“, die qualitativ wohl weit über der Massenware von McDonald’s, Burger King und dergleichen stehen – aus persönlicher Erfahrung muss ich sagen, dass das nur manchmal zutrifft. Jedenfalls haben die Amerikaner ihr Vermächtnis schnell erkannt, und so kann man auch die in Europa überwiegend unbekannten Ketten Carl’s Jr. und Wendy’s in Neuseeland finden, ganz zu schweigen von der lokalen Kette BurgerFuel sowie zahllosen unabhängigen Läden. Ist man anderweitig Fan von typisch amerikanischem Essen, muss man nicht lange suchen: Lokale wie Lone Star und Hog’s Breath Cafe servieren alles von Steaks bis hin zu in zuckersüßer BBQ-Soße schwimmender Spare Ribs, und in diesen Gaststätten sieht man m. E. Kiwi-Familien deutlich häufiger als in, sagen wir, asiatischen Lokalitäten.
Und was isst nun der Kiwi von Welt, der sich gerne an einen hübsch gedeckten Tisch setzt und dazu einen guten Wein verkostet? Wahrscheinlich Lamm oder Fisch, die Spitzenkandidaten einer jeden selbstbetitelten „Eatery“, welche sich regelmäßig selbst das Prädikat „modern neuseeländisch“ verleihen. Fast überall gibt es noch Seafood Chowder, eine cremige Suppe mit allerlei Meeresfrüchten oder die bereits angesprochenden Fish ‘n’ Chips in einer Deluxe-Version, die dann schicker daherkommt, aber auch zwischen 15 – 20 $ mehr als beim Imbiss kostet. Generell fangen die Preise an diesen Orten bei ungefähr 20 – 25 $ an und sind nach oben hin offen; falls ihr ein praktisches Beispiel braucht, verweise ich auf die Webseite und die dort verfügbare Speisekarte von Capers hier in Rotorua: Ein Eggs Benedict für sportliche 22,90 $, das sind zurzeit ungefähr 15,50 €. Ich bin ja immer wieder überrascht, wie viele Kiwis freiwillig diese Mondpreise zahlen. Für Touristen aus Euro-Ländern sind diese natürlich vergleichbar mit der Heimat (okay, das eben genannte Beispiel definitiv nicht), aber als hier Lebender mit lokalem Gehalt sieht das schon ganz anders aus.
Eine Spezialität, die es eigentlich in Aotearoa zu mehr bringen könnte, ist das mehr oder wenige traditionelle Kai der Maori – gedämpfte Kartoffeln, Kürbis, Hühnchen mit „Stuffing“, welches aus Brotkrümeln, Möhren, Zwiebeln, Butter und Gewürzen gemacht wird; als Nachspeise wird dann Steam Pudding serviert. Seltsamerweise kann man dieses nahezu nirgendwo im Land erwerben: Lediglich in Rotorua ist mir ein Imbiss und natürlich die touristischen Maori-Dörfer bekannt, die am Abend mit einem Hangi enden und genau das servieren. Meines Erachtens eine Marktlücke, da europäische (und ggf. nordamerikanische, australische) Besucher in der Regel auf solche „einheimischen“ Gerichte abfahren.
Liebhaber der asiatischen Küche kommen in Neuseeland voll auf ihre Kosten: China-Imbisse (die, wenn auf Kiwi-Kunden fokussiert, häufig neben gebratenen Nudeln/Reis auch Fish ‘n’ Chips servieren) gibt es quasi überall, richtige Gaststätten in allen Mittel- und Großstädten. Im Gegensatz zu Deutschland kann dabei aufgrund der hohen Zahl an Migranten verhältnismäßig günstig und authentisch essen: Das gilt vor allem für Auckland, wo es auf der Dominion Rd oder aber im CBD allerlei unterschiedliche Spezialitäten aus dem Reich der Mitte für jeden Geldbeutel gibt, den Massen an Studenten sei Dank. Wie immer gilt: Man schaue auf die Kundschaft, um herauszufinden, ob eine Lokalität gezielt „Westerners“ anspricht oder asiatische Immigranten. In Aucklands Esshallen findet man auch meist Esstheken aus dem Rest Südostasiens, wobei dass dann seltsamerweise auch immer die einzige Möglichkeit zu sein scheint (Thai ausgenommen, siehe unten), zum Beispiel Indonesisch zu essen. Ähnlich positiv sieht es in Hamilton, Tauranga, Napier/Hastings und Christchurch aus, vermutlich auch in den anderen Mittelstädten. Hier in Rotorua gibt es genügend Auswahl, die aber aufgrund der hunderten chinesischen Tourgruppen teilweise das zwei- bis dreifache dessen verlangt, was einem in Auckland berechnet wird 🙁
Thai-Restaurants finden sich quasi überall, und sind fast immer gut und teuer. Während man billiges, qualitativ eher schlechtes Sushi hintergeworfen bekommt, sind japanische Gaststätten nicht so häufig vertreten. Ein Geheimtipp: Koreanisches Essen ist gefühlt wesentlich billiger als in Deutschland, also ruhig zuschlagen! Die Qualität variiert leider, aber in den mittleren/großen Zentren sollte es mit etwas Recherche nicht all zu schwer fallen, ein anständiges Korean BBQ oder ein mit Fleiß zubereitetes Dol Sot Bi Bim Bap zu finden. Auch hier ist Auckland vermutlich der beste Anlaufpunkt.
„Dönerbuden“ in dem Sinne wie wir sie kennen gibt es nicht, aber einen nahöstlichen Imbiss, der die übliche Kost serviert, findet man eigentlich auch immer. Aufpassen: „Döner“ heißt ja nur „Kebap“ im Englischen, was man aber bekommt, ist das, was wir Deutschen „Türkische Pizza“ nennen – das Dreiecksbrot ist hier unbekannt, mir ist zumindest noch keins untergekommen. Preise für einen „Kebap“ gehen übrigens bei 10 $ los und fallen daher als günstiges Essen-Zum-Mitnehmen „weg“, bzw. man kann für 2 – 3 $ mehr auch schon gut asiatisch essen gehen, je nach Aufenthaltsort. Jeder wie er mag!
Indisches Essen gibt es auch massig und ist im Gegensatz zu den anderen ostasiatischen Küchen auch außerhalb von Auckland verhältnismäßig günstig zu finden – nicht ganz ohne Grund, könnte doch das beliebte Butter Chicken fast schon als Schnellkost durchgehen. Viele indische Currys in Neuseeland sind sehr süß, aber es gibt auch herzhafte Alternativen (z. B. „Lamb Chettinadu“), mit denen man nichts falsch macht. In Rotorua kann man eine „Curry Combo“, bestehend aus einer halben Portion Curry mit Reis inklusive Naan-Brot, für 10 – 12 $ bekommen; diese macht normalerweise satt.
Andere südeuropäische Küchen (französisch, italienisch, griechisch) fristen ein Nischendasein, das Gleiche gilt für südamerikanisches Essen. Auch wenn Deutsche meist im Ausland ohnehin keine heimischen Speisen essen wollen, sei es der Vollständigkeit halber erwähnt: Deutsche Gaststätten kann man in Neuseeland an einer Hand abzählen. Mir persönlich bekannt ist nur „Der Metz“ in Mission Bay (Auckland), und die Musik sowie Dekoration schrecken einige Menschen sicherlich ab. An der Stelle muss ich erwähnen, dass unsere Küche leider international ohnehin ein extremes Nischendasein fristet, und das, obwohl viele Ausländer beim Besuch in Deutschland Gerichte wie bspw. Spätzle mit Wildgulasch und Rotkohl zu mögen scheinen, von unseren Würsten mal ganz abgesehen. Im Kulturexport können die Deutschen noch einiges von anderen Völkchen lernen, aber die Scheu liegt wohl in der Vergangenheit begründet – schade.
Ich hoffe, der Beitrag verschafft einen Überblick und ihr wisst nun in ungefähr, was euch erwartet. Guten Appetit!