Unterwegs im Land, Teil 1: Die Bucht der vielen Inseln

Na, ich glaube, es wird wieder einmal Zeit, hier weiterzumachen! Einigen von euch habe ich schon vor einiger Zeit angekündigt, dass noch Beiträge zu meinen bisherigen zwei Ausflügen außerhalb von Auckland folgen werden – deshalb werde ich direkt beginnen.

Vor ungefähr anderthalb Monaten habe ich mit meinem guten Kumpanen Sandro auf zu der Bay of Islands im hohen Norden von Neuseelands Nordinsel gemacht, um die in zahllosen Touristenprospekten angepriesene Bucht mal mit eigenen Augen zu sehen. In der Tat gehört diese Region zu den meistbeworbenen in diesem Teil Neuseelands, denn für Wasserliebhaber gibt es hier und auch in den angrenzenden Gebieten unzählige Möglichkeiten, abzuschalten und Spaß zu haben. Nun sind wir nicht explizit wegen unserer überragenden Surf- und Tauchkünste dort hingefahren, sondern einfach, weil es ein Ziel war, welches nicht zu weit von Auckland entfernt ist und man somit einen Ausflug auch perfekt auf ein Wochenende legen kann, sofern man früh genug aufsteht.

Nach einer vierstündigen Busfahrt mit NakedBus, einer populären Buslinie, die einen für wenig Geld nahezu überall hinbringt, hat man, da man von einem Hügel kommt, gleich einen guten Ausblick über Paihia, dem meistfrequentierten, aber dennoch winzigen Ort, wenn man die Bay of Islands besuchen möchte. Wir hatten uns im Pickled Parrot, einem netten, recht kleinen Hostel, einquartiert und haben uns dort auch wohl gefühlt; der namensgebende Papagei hat allerdings schon vor einigen Jahren das Zeitliche gesegnet und war wohl im wahrsten Sinne des Wortes ein komischer Kauz, dementsprechend war es dort eher ruhig, da sich das Hostel am Ortsrand befindet. Die Sonne war an jenem Samstag leider nicht viel zu sehen, daher beschlossen wir, nachdem wir ein Mittag in Form eines Seafood Chowders (eine cremige Suppe mit allerlei Meerestieren als Inhalt) und ein paar Fritten eingenommen hatten, es wie der sprichwörtliche Müller zu halten und einen kleinen Wanderweg zu begehen. Unweit von Paihia, nämlich zwei Gehstunden entfernt, befinden sich die Haruru Falls, ein kleiner, aber merkwürdiger Weise ungemein berühmter Wasserfall. Der Höhepunkt des Ganzen war auch nicht der Wasserfall selbst, sondern der Weg dahin: Während der Palmen-Ur-Mischwald dem gemeinen Mitteleuropäer schon ein kleines Staunen abverlangt, sind Mangroven dann doch noch mal ein anderes Kaliber, dass man wohl nicht so schnell wieder zu sehen bekommt. Wer sich noch an den Geografieunterricht erinnert: Es handelt sich um Baumtypen, die in einer Art überschwemmten Sumpfgebietes wachsen – das Bild sollte einen gewissen Eindruck vermitteln. Unglücklicherweise waren wir uns nicht bewusst, dass man entweder den gleichen Weg nach Paihia zurücknehmen oder aber an der Landstraße entlanglaufen muss. Doch hier kam uns das Schicksal zu Hilfe, da ein freundlicher Kiwi uns doch tatsächlich in seinem Auto zurück in das Dorf mitgenommen hat – und wir mussten nicht einmal den Daumen herausstrecken.

Den restlichen Abend und Nachmittag sind wir, soweit das möglich ist, durch Paihia flaniert und haben gut zu Abend gegessen. Zu später Stunde sind wir dann zurück ins Hostel und haben ein paar andere Bewohner im Gemeinschaftsraum getroffen: Einen Deutschen aus Frankfurt/Main, einen Malaien sowie einen Niederländer, den ich zunächst für einen Amerikaner gehalten habe (die können immer so verdammt gutes Englisch!). Nach ein paar lockeren Konversationen hat es uns dann schließlich ins Bett verschlagen, da am Folgetag das eigentliche Ereignis stattfinden sollte: Die Dolphin Explorer Tour! Aus Zeitgründen (und auch, um den Hauptbesuchermassen zu entgehen) haben wir gleich die erste Tour am Vormittag gebucht, und das hat sich auch vollends ausgezahlt! Es handelt sich um eine ungefähr vierstündige Fahrt auf einer kleinen Fähre, die einmal durch die komplette Bucht fährt, der Kapitän zu allem ein bisschen was erzählt und man nebenbei noch komplett unerschrockene Delfine, Mini-Pinguine (was zur Hölle) und mit viel Glück Wale zu Gesicht bekommt. Letztere haben wir zwar nicht gesehen, aber dafür umso mehr Delfine, und ich muss sagen, selbst als nicht allzu großer Tierfreund macht es schon was her, wenn diese Geschöpfe neben deinem Boot hin- und herspringen. Die ganze Bucht ist definitiv ein sehr schöner Flecken der Erde, daher haben sich vielerlei Millionäre in dieser Bucht ein Haus auf einem der ca. 150 kleinen Inseln bauen lassen. Ziel- und Wendepunkt des Trips ist das berühmte „Hole in the Rock“, ein Fels, der ein mehrere Meter langes Loch besitzt, durch den die Fähre bei tiefem Wasserstand gerade so durchpasst. Wir hatten nicht nur Sonne pur an jenem Tag, sondern auch den entsprechenden Wasserstand, daher war das Ganze ein voller Erfolg. Zunächst wurde uns mitgeteilt, dass eigentlich noch ein Stopp auf der größten Insel der Bucht geplant ist, dieser aber aus irgendwelchen Gründen (ich habe es akustisch nicht verstanden) flachfällt, jedoch werden die Passagiere in diesem Falle stets in Russell, einem noch kleineren Ort auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht von Paihia aus gesehen, auf Wunsch abgeladen. Russell ist sehr geschichtsträchtig: Es handelt sich um die erste Kolonie der Europäer auf Neuseeland überhaupt. Im Krieg mit einem lokalen Maoristamm im 19. Jahrhundert wurde das Dorf zu großen Teilen zerstört, aber man hat das Meiste wieder aufgebaut. Beim örtlichen Fischrestaurant habe ich zum ersten Mal Miesmuscheln, die lokale Spezialität, gegessen – kann man bringen! Leider hatten wir keine Zeit, länger als zwei Stunden in Russell zu verweilen, da wir Sandros Reisekoffer in einer Touristeninformation zur Lagerung abgegeben haben und diesen rechtzeitig wieder einsammeln mussten. Trotz des Faktes, das es sich fast schon um eine „Touristenhochburg“ handelt, macht eben jene am Sonntag schon um 3 Uhr zu. Andererseits besitzt Russell auch nur eine Hauptstraße mit menschlichen Aktivitäten (ebenso wie Paihia) – ansonsten ist dort tote Hose. Nach unserer Rückkehr haben wir noch die Sonne genossen und dann hieß es, Abschied nehmen – Auckland und die Arbeit am Montag rufen.

Alles in allem war der Ausflug richtig gut und einwandfrei, um endlich mal einen freien Kopf von der Arbeit zu kriegen und etwas vom Land zu sehen. Anbei noch ein paar Bilder, wie es dort aussieht.

Nachdem dieser Ausflug ein Erfolg war, beschlossen wir auch zugleich, einige Wochen später den nächsten in Angriff zu nehmen: Rotorua, eine Stadt mit hoher geothermaler Aktivität südöstlich von Auckland, erwartete uns! Der Bericht folgt in den kommenden Tagen.

2 thoughts on “Unterwegs im Land, Teil 1: Die Bucht der vielen Inseln

  1. Live vom Hauptbahnhof

    Kling nach einem tollem Ausflug und da sind echt tolle Bilder mit dabei. Ich schätze mal nicht nur dein Englisch sondern auch die Fähigkeit die filigrane Schönheit des Moments in einem rechteckigen Kasten einzufangen wird geschult 😉

    Reply
    1. henning Post author

      Ich muss leider zugeben, dass nahezu alle Bilder von Sandro stammen – er besitzt eine ziemlich gute Nikon und das macht einfach deutlich mehr her, wenn man sich im nachhinein die Fotos anschaut. Aber beim nächsten Ausflug werden wohl alle von mir sein!

      Reply

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *